Dübendorf ZH – Riesige schwimmende Solarinseln auf dem Meer könnten CO2 in Methangas oder flüssigen Treibstoff umwandeln. Forscher aus der Schweiz und Norwegen haben dieses Szenario erstmals durchgerechnet. Für einen klimaneutralen Güterverkehr wären 170’000 solcher Inseln nötig.
Trotz aller Bestrebungen zur Reduktion werden flüssige Kraftstoffe auf Kohlenstoffbasis auch in Zukunft eine wichtige Rolle spielen, prognostiziert die Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) in einer Mitteilung. Daher erscheine es sinnvoll, „das ausgeschiedene CO2 aus der Umwelt zurückzugewinnen und erneut zu nutzen“, heisst es dort weiter. Auf ihrem Campus in Dübendorf betreibt die Empa bereits eine dazu fähige Power-to-Gas-Anlage.
Den an Verfahren zur Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Ressourcen forschenden Empa-Wissenschaftlern schwebt jedoch ein Ansatz von wesentlich grösseren Ausmassen vor. Gemeinsam mit Kollegen vom Paul Scherrer Institut (PSI), den Universitäten Zürich und Bern sowie der Norwegian University of Science and Technology (NTNU) in Trondheim haben sie errechnet, wie viele schwimmende Solarinseln es bräuchte, um genug Energie für einen CO2-neutralen Güterverkehr zu produzieren.
Die ungenutzte riesige Fläche der Ozeane eigne sich am besten für die Produktion von flüssigem Methanol aus Kohlendioxid und Wasserstoff, erläutert die Empa in der Mitteilung. „Eine Fläche von rund 170’000 Quadratkilometern wäre nötig, um den jährlichen Bedarf für den globalen Güterverkehr zu produzieren“, wird Andreas Borgschulte von der Empa-Abteilung Advanced Analytical Technologies dort zitiert. Zudem könnten schwimmende Anlagen das im Meerwasser in einer wesentlich höheren Konzentration als in der Luft vorliegende CO2 nutzen.
Der Preis einer derartigen Methanolfabrik auf dem Ozean wird in der Mitteilung auf rund 80 Millionen Dollar veranschlagt. Jede einzelne Anlage belegt eine Fläche von rund 550’000 Quadratmetern. Für einen weltweiten CO2-neutralen Güterverkehr wären 170’000 derartige Anlagen notwendig. hs